Und, was machst Du so?


Eindrucksvoll ist nicht, was ich mache, sondern dass ich etwas mache.

Der eine will schnellstmöglich mehr als sechzig, siebzig, fünfzig tausend Euro im Jahr verdienen, der nächste Bassgitarre spielen lernen und da ist noch einer, der endlich weniger trinken möchte. Alkohol.
Ich liebe die Menschen. Nicht alle, es sind einige Bäuche aufschneidende (und ich meine nicht die Chirurgen) und Blutlachen verursachende dabei, die mir zuwider sind.
Aber Menschen auf der ganzen Welt leben ihr Leben, jeder einzelne ein einzigartiges, nicht wiederholbares Leben. Sie lachen, geben Leben, geben Liebe, tanzen und “warum nicht?” statt “warum?” fragen. Auf meinen Reisen lerne ich sie kennen. Doch ich reise nicht mehr. Es ist vorbei. Ich habe aufgehört mit dem Reisen.
Nur wer sich regelmäßig an einem festen Ort aufhält, seinem Lebensmittelpunkt, geht auf Reisen. Er lernt auf seinen Reisen Menschen kennen, kommt zurück, berichtet darüber. Die einzige Reise, die ich vor acht Jahren begann, ist der Auszug aus dem Haus meiner Mutter, meinem damaligen festen Ort. Seitdem bin ich unterwegs zuhause. Ich komme nicht zurück, ich berichte von unterwegs. Ankommen werde ich wohl auch nicht, solange ich lebe.
Auf meiner Reise lerne ich die Menschen kennen.

Solange der fleißige Mitarbeiter seine zig tausend Euro Jahresgehalt nicht erreicht hat, fehlt ihm etwas, solange der Trinker nicht trocken ist, hat er es nicht geschafft. Vielleicht macht es dem angehenden Gitarristen Spaß das Spielen zu erlernen. Er ist mein Typ. Der Weg ist das Ziel. Das ist nicht das mit einem schiefem Lächeln belegte Kommentar, wenn jemand sein Ziel nicht erreicht hat und zumindest der Versuch gelobt wird.
Du hast Angst davor, Dich auf den Weg zu machen? Den Weg als Dein Ziel zu begreifen?
Niemand kann Dir sagen, wo Du lang gehen sollst. Es ist Dein eigener Weg und vor Dir ist ihn noch nie jemand gegangen.
Keine Ausreden. Lies, so viel Du kannst! Frage jeden, der Dich beeindruckt, was er macht, wie er es macht und warum er es macht! Warum nicht?
Dein Leben ist nicht das von Platon, Einstein, Teresa, Gates oder Yunus. Gut so, ansonsten wäre es eben nicht Dein Leben. Trotzdem kannst Du von ihnen lernen. Weder eine von der Weltgemeinschaft als schlaueste, wichtigste, hilfreichste oder sonstig superlative Person noch eine Religion oder System kann Dir die Antwort geben, wohin es gehen soll. Eine Weltanschauung ist einmalig. Es gibt so viele, wie es Menschen gibt.
Seit Jahren möchte ich diese Bücher lesen, die bei mir im Regal stehen. Seit langem möchte ich gesünder essen, mehr Sport treiben, meine Freunde in Afrika, Berlin und London besuchen; und diese eine E-Mail liegt seit Monaten in meinem Posteingang, unbeantwortet.
Spannende, lehrreiche, langweilige und anstrengende Bücher habe ich gelesen. Speisen zu mir genommen, bei denen ich bis kurz vor deren Einnahme oft nicht einmal wusste, dass man so etwas essen könnte. Mit dem Gleitschirm bin ich über die argentinische Ebene geflogen, bin Ski in den Anden gefahren und habe bei einem Staffellauf mitgemacht; habe Freunde in den USA, Chile und Ulm besucht. Die andere E-Mail beantwortet.

Was machst Du in Deinem Leben? Lebenslaufpräsentationen folgen. Unzählige Male wiederholt und optimiert.
Machst Du was in Deinem Leben? Verunsichert Dich die Frage? Mich verunsichert diese Frage nicht, nicht mehr. Ja.
Willkommen im Leben! Die Rollen sind schon verteilt. Schwierig zu akzeptieren, dass Du selbst die Hauptrolle bekommen hast.

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