Wie lebt man richtig?


Wie lebt man richtig? Diese Frage stellen wir uns schon seit langem. Ganze Wissenschaften beschäftigen sich mit dem guten Leben. Sei es die Philosophie mit einer Ethik der Lebenswelt, seien es die Human Sciences, die aus medizinischer –viel zu selten menschlicher– Sicht sich um unser Wohl zu kümmern behaupten.

Doch bevor man sich der Beantwortung einer Frage zuwendet, sei es gestattet –wenn vielleicht auch unhöflich– nach dem Sinn dieser Frage zu fragen.

Lebt man nicht schon richtig, wenn man einfach lebt? Karl Valentin sagte “Es gibt kein richtiges Leben im Falschen” (Rechtschreibung von mir angepasst). Ich behaupte: Es gibt weder ein richtiges noch ein falsches Leben. Wir Menschen neigen dazu, uns unwohl zu fühlen, wenn wir nichts zu tun haben oder wir nicht wissen was passiert, warum es passiert und wohin die Reise geht; wir sind neu-gierig. Jeder darf sich seinen persönlichen Glauben geben und sich so ein kleines bisschen Ordnung in der Welt schaffen. Im Rahmen seiner –selbst erschaffenen– Regeln kann er nun auch ein richtiges von einem schlechten Leben zu unterscheiden. Was ihn nicht dazu berechtigt, anderen diese Ansicht aufzuzwingen. Diese individualistische, freiheitliche Sicht kann nun selbst als Glauben bezeichnet werden, wobei ihr eine Metastellung zukommt, da sie eine Plattform definiert, die möglichst viele verschiedene Lebenseinstellungen erlauben will.

So kommt man der bisherigen Erklärung der Menschenrechte schon sehr nahe. Was zählt, ist das Individuum, der Mensch. Wer jetzt noch mehr Toleranz fordert gegenüber anderen Lebensregelsystemen (Religionen meist, aber auch humanistische Verbände, Einsiedler und Kommunen), der hat zwei mögliche Ausgänge zu erwarten: Der Stärkere wird sich durchsetzen, da er schlicht mehr Kraft besitzt, um seine Einstellung umzusetzen; oder man muss akzeptieren, dass die eigene Unversehrtheit nicht aus einem Recht, sondern aus einem Zufall entspringt.

Kurz und vulgär: Wer nicht die universellen Menschenrechte als undiskutierbare Grundlage für jedwede Diskussion über Anders-Sein und Anders-Leben voraussetzen will, der kann erwarten, von mir zusammengeschlagen zu werden, oder nicht mit mir diskutieren zu können, weil ich schreiend wegrenne vor Angst, selbst plötzlich zusammengeschlagen zu werden.


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